Movie Night: Bauernopfer - Spiel der Könige



Sportfilme sind ja ein fester Bestandteil des amerikanischen Kinos, doch während Baseball und Football wahrscheinlich unzählige Streifen inspiriert haben, wurde Schach meines Wissens bisher eher selten filmisch aufgegriffen. Eine Ausnahme ist Pawn Sacrifice von Edward Zwick, oder Bauernopfer - Spiel der Könige wie er in Deutschland heißt (warum haben deutsche Namen eigentlich so oft so unnötige Untertitel?). Darin widmet sich Drehbuchautor Steven Knight dem Leben von Bobby Fisher, der für viele als der beste Schachspieler aller Zeiten gilt, aber als Mensch eine äußerst streibare Person war (um es mal vorsichtig auszudrücken).

Fisher (Tobey Maguire) wächst in den 1940er- und 50er-Jahren in Brooklyn auf. Seine Mutter Regina (Robin Weigert) hat lange in Moskau gelebt und ist eine eingefleischte Kommunistin. Eines Tages bringt sie Bobby zum Profi-Schachspieler Carmine Nigro (Conrad Pla), da der Junge vom Spiel der Könige nahezu besessen ist. Nigro erkennt Bobbys Talent und fördert es, woraufhin dieser wenige Jahre später jüngster US-Meister in der Schachgeschichte wird. Bobby hat allerdings nur ein Ziel: Er will Weltmeister werden und die Sowjets schlagen, die das Schachspiel international dominieren. Seine Ambitionen wecken das Interesse von Anwalt Paul Marshall (Michael Stuhlbarg) und auch der US-Regierung. Schließlich befindet man sich auf dem Höhepunkt des Kalten Kriegs und ein Triumph Fischers über die Sowjets wäre ein gefundenes Fressen für die Propagandamaschine. Um Weltmeister zu werden, muss Fischer jedoch den amitierenden Champion Boris Spassky (Liev Schreiber) schlagen. Dabei zeigt sich, dass nicht Spassky Fischers größter Feind ist, sondern er selbst. Zunehmend wird er von Wahnvorstellungen und Paranoia geplagt und verfällt wilden Verschwörungstheorien. Zeitweise ist es sogar fraglich, ob Fischer zum Duell gegen Spassky in Rejkjavik antreten kann - ein Spielserie der Superlative, bei der die ganze Welt zuzusehen scheint.

Schach hat ja den Ruf, eine ziemlich trockene Angelegenheit zu sein, doch Zwick versteht es, das Spiel der Könige spannungsgeladen zu inszenieren und gleichzeitig die Hysterie spürbar zu machen, die damals geherrscht haben muss. Im Zentrum des Films steht jedoch Bobby Fischer, der zusehends der Paranoia verfällt. Mit der Entwicklung der Symptome hält sich der Film nicht großartig auf, dafür zeigt er umso deutlicher, wie sehr das Duell gegen Spassky Fischer an den Rand des Wahnsinns treibt - so sehr, dass die beiden zeitweise abgeschottet in einem Tischtennisraum spielen, da Bobby kleinste Geräusche nicht erträgt. Tobey Maguire brilliert hier als junger Mann auf der Grenze zwischen Genie und Wahnsinn, der über ein gigantisches Ego verfügt und doch zutiefst verunsichert ist. Auch die anderen Schauspieler können sich sehen lassen, etwa der wie immer großartige Stuhlbarg als fragwürdiger Anwalt oder Peter Sarsgaard als Bobbys Mentor (und Priester) William Lombardy. Es ist nur ein wenig schade, dass Schreiber vergleichsweise wenig zu tun hat. Zwick inszeniert Spassky als arschcoolen Schach-Star, der abgesehen von ein, zwei eigenen Ausbrüchen aber eine Randfigur bleibt. Nichtsdestotrotz ist Pawn Sacrifice ein packender Film über zwei arme Schweine, die einfach nur Schach spielen wollten, aber von ihren jeweiligen Regierungen als Spielfiguren missbraucht wurden.

Fazit: Spannender Film über den Kalten Krieg auf dem Schachbrett.

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